Eine Durchlaufwaschmaschine bzw. Taktwaschanlage oder Postenwaschmaschine wird fĂŒr groĂe WĂ€schemengen eingesetzt. Sie besteht aus einer Röhre Ă€hnlich einer archimedischen Schraube. WĂ€scheposten können in bis zu 20 Kammern nacheinander unterschiedliche Prozessschritte durchlaufen. Meistens lĂ€sst sich WĂ€sche unproblematisch mittels der langen Schneckenwelle befördern. FĂŒr Verstopfungen gibt es unterschiedliche GrĂŒnde â z. B. wenn Kammern mehrfach befĂŒllt sind oder sich groĂe Teile aus mehreren Hundert Kilogramm WĂ€sche verknoten.
Um solche Knoten zu entzerren, mĂŒssen BeschĂ€ftigte in die Waschröhre einsteigen. In der Schnecke können sie die ĂbergĂ€nge und die Kammern nur mit hohem Kraftaufwand und mit Hilfswerkzeugen wieder frei machen.
Vielen Betrieben fehlen Anleitungen fĂŒr Vorbereitungen und ArbeitsablĂ€ufe. Manche Betriebsanleitungen der Hersteller enthalten zu wenige sicherheitstechnische Hinweise, obwohl der Aufenthalt im Inneren gefĂ€hrlich ist und schnell lebensbedrohlich werden kann. Leider können diese Störungen nicht von auĂen festgestellt und beseitigt werden. Denn Waschröhren sind enge und unĂŒbersichtliche BehĂ€lter.
GefÀhrlich wie Höhlen
Organisation und Planung sind wichtig fĂŒr TĂ€tigkeiten in Waschröhren,
- um schon bei Beginn gefÀhrliche und störende Medien zu beseitigen,
- um ZugÀnge zum Entzerren und Retten zu schaffen,
- um fĂŒr gute Atemluft mittels DurchlĂŒftung zu sorgen und
- um freizumessen.
Es darf erst dann eingestiegen werden,
- wenn das Innere der Waschröhre und die WĂ€sche ausreichend abgekĂŒhlt sind,
- wenn sichere Messwerte mittels BelĂŒftung erreicht sind,
- wenn Persönliche SchutzausrĂŒstung angelegt ist und
- Notruf, Beleuchtungen sowie Hilfswerkzeuge mitgefĂŒhrt sind.
Organisation des Arbeitsablaufs
Mit Verstopfungen ist immer zu rechnen. Wer eine WĂ€scherei fĂŒhrt, hat â vor Beginn der Störungsbeseitigung â eine zuverlĂ€ssige, mit den Arbeiten vertraute Person einzusetzen, welche die Aufsicht fĂŒhrt und weisungsbefugt sein muss.
Die Aufsicht fĂŒhrende Person ist verpflichtet, im Auftrag der BetriebsfĂŒhrung den Erlaubnisschein auszustellen, und hat darauf zu achten, dass die festgelegten SchutzmaĂnahmen eingehalten werden.
Sie muss sich in unmittelbarer NĂ€he der Waschröhre aufhalten, um kurzfristig verfĂŒgbar zu sein. Der Sicherungspostenmuss auf dem Erlaubnisschein unterschreiben, dass er die festgelegten MaĂnahmen kennt. Bei immer gleichartigen Arbeitsbedingungen und gleichartigen SchutzmaĂnahmen kann eine Betriebsanweisung speziell fĂŒr die betroffene Waschröhre den Erlaubnisschein ersetzen.
Aufenthalt bedeutet Einsteigen, Betreten und Arbeiten. Hineinbeugen ist nur am zutrittsseitigen Ende möglich. Hilfsmittel wie kurze Leitern helfen nicht und stören. Nach dem Einstieg sind wegen der Enge keine Hilfsmittel mehr möglich. Die Störungsbeseitigung ist reine Handarbeit, notwendige Hilfswerkzeuge könnten eine nebenan stehende Person verletzen.
GefÀhrdungsbeurteilung
Beim Beheben von Betriebsstörungen und Einsteigen in Waschröhren sind die Mitarbeitenden GefĂ€hrdungen ausgesetzt. Der Arbeitgeber muss diese ermitteln, beurteilen sowie die erforderlichen SicherheitsmaĂnahmen veranlassen âauch wenn nur selten in Waschröhren eingestiegen werden muss. Der Betriebsarzt bzw. die BetriebsĂ€rztin und die Fachkraft fĂŒr Arbeitssicherheit sollen den Arbeitgeber dabei unterstĂŒtzen. Auch die DGUV Vorschrift 22 âAbwassertechnische Anlagenâ gibt Hinweise fĂŒr das Einsteigen in enge RĂ€ume. So lassen sich GefĂ€hrdungen erheblich vermindern.
Infos können auch der DGUV Regel 113-004 âBehĂ€lter, Silos und enge RĂ€umeâ entnommen werden. Da eine Waschröhre aneinandergereihten engen RĂ€umen ohne Sichtverbindung entspricht, sind Erste Hilfe und Rettung besonders schwierig.
LĂŒftung
Eine erzwungene technische LĂŒftung mit Absaugung muss gewĂ€hrleisten, dass keine Gase, DĂ€mpfe oder Nebel in gesundheitsgefĂ€hrdender Konzentration, keine explosionsfĂ€higen Gemische sowie Sauerstoffmangel auftreten können. Zur BelĂŒftung muss Frischluft in AuĂenluftqualitĂ€t aus dem Waschhaus zugefĂŒhrt werden. Die LĂŒftungsanlage muss gegen Schalthandlungen durch Unbefugte gesichert sein.
Mit diesen GefÀhrdungen muss gerechnet werden:
- Waschgut und Beimengungen,
- Gefahrstoffe und Biostoffe,
- Belastung durch enge VerhÀltnisse in der Waschröhre.
Die in WĂ€schereien verwendeten Waschmittel, Bleichmittel oder SĂ€uren haben, abhĂ€ngig von der Konzentration, Ă€tzende oder reizende Eigenschaften auf Haut und SchleimhĂ€ute. Diese Gefahrstoffe mĂŒssen vor Beginn der Arbeiten möglichst vollstĂ€ndig abgepumpt bzw. abgelassen werden.
Die Flotte kommt vom Gesundheitsschutz her einem Abwasser gleich. Der zu betretende Waschröhrenraum sorgt nicht von sich allein fĂŒr Luftaustausch. LĂŒftung und Absaugung mĂŒssen schon vor dem Einsteigen zum Arbeiten eingeschaltet sein und stĂ€ndig laufen.
Aus der noch feuchten WĂ€sche, die Reste von Wasch- und Bleichmitteln enthĂ€lt, können flĂŒchtige Gefahrstoffe ausdĂŒnsten. Nicht auszuschlieĂen ist, dass Gefahrstoffkonzentrationen ĂŒber den jeweiligen Arbeitsplatzgrenzwerten auftreten.
Ein CO2-GaswarngerĂ€t kann nur zusĂ€tzliche Sicherheit bieten, reicht als Schutz jedoch nicht aus. Aufgrund der schwierigen PlatzverhĂ€ltnisse kann man aus der Waschröhre nicht schnell flĂŒchten. Deshalb darf schon vorher die Gaskonzentration nicht gefĂ€hrlich hoch ansteigen. Daher muss eine technische LĂŒftung die Instandhaltenden in der Waschröhre vor erstickendem Kohlendioxid bewahren. GesundheitsgefĂ€hrdende Gase bleiben sonst im Inneren der Waschröhre.
Es können auch einfache LĂŒftungsgerĂ€te genutzt werden, weil die zugefĂŒhrte Luft aus dem Hallenraum unbedenklich ist und die abgefĂŒhrte Luft in das groĂe Hallenvolumen zurĂŒckströmt.
Freimessen ist das Ermitteln einer möglichen Gefahrstoffkonzentration bzw. des Sauerstoffgehalts, um festzustellen, ob ein gefahrloses Arbeiten möglich ist. DafĂŒr ist ein Sachkundiger nötig, der regelmĂ€Ăig zu schulen ist. Sauerstoffmangel ist weniger als 20,9 % Sauerstoffgehalt der natĂŒrlichen Atemluft.
Der Unternehmer hat grundsĂ€tzlich zuverlĂ€ssige und mit den Arbeiten und GefĂ€hrdungen vertraute Mitarbeitende zu bestimmen, welche die Aufsicht vor Ort fĂŒhren und weisungsberichtigt sind. Dennoch hat er diese zu unterweisen.
Die arbeitsmedizinische Vorsorge fĂŒhrt der Betriebsarzt durch.
Rettung
Weil die Rettung grundsÀtzlich erschwert ist und ggf. Stunden dauern kann, ist eine gute Vorbereitung unerlÀsslich
- fĂŒr Inspektionen, Wartungen und planbare Reparaturen,
- fĂŒr unerwartete Betriebsstörungen wie eine Verstopfung durch die WĂ€sche selbst.
Eine hilflose Person ist aus der Kammer einer Waschröhre zu evakuieren, weil Erste Hilfe im Inneren der Röhre praktisch nicht möglich ist. Evakuierung ist schwierig, weil nur wenige Rettende ĂŒberhaupt Platz haben. Dazu können sie nicht aufrecht stehen. Ein Personalplan soll enthalten, wer Arbeits- und wer Rettungsaufgaben ĂŒbernehmen soll. Nicht jede rettungswillige Person ist hierzu geeignet (s. § 7 DGUV Vorschrift 1). ZusĂ€tzlich braucht es auch AufsichtsfĂŒhrende, Sicherungsposten und Sachkundige fĂŒr das Freimessen der Waschröhre.
Die Rettung aus einer Waschröhre ist gelegentlich zu ĂŒben und die Ausbildung in Erster Hilfe muss vorliegen. Zur Rettung bzw. Evakuierung aus der Waschröhre kann die Ă€uĂere Verkleidung rasch abgenommen werden. Die Feuerwehr ist jedoch nicht ausgerĂŒstet, die Waschröhre zur Befreiung in kurzer Zeit aufzuschneiden.
Leider gibt es in vielen Waschröhren gar keine entsprechenden Mannlöcher oder keine fĂŒr die zugehörige Kammer. Das âAuftrennenâ dauert, weil die Arbeit nur langsam erfolgen kann.
Richard Gopp
â info
www.bgetem.de, Webcode M18745036
Betriebsanweisung B210: âBedienen von Waschröhren, Durchlaufwaschmaschinen, Postenwaschanlagenâ (Download gemeinsam mit anderen Betriebsanweisungen als ZIP-Datei unter BZ012);
Webcode M18865543
âErlaubnisschein zur Behebung einer Verstopfung innerhalb der Waschröhreâ (S103), als Zip-Datei unter SZ022;
Webcode M18400663
âUnterweisungshilfe Textil und Modeâ (PU021)