Die Wäscherei Beine in Gronau ist ein Familienbetrieb. Inhaber Martin Tüpker hat schon bei seinen Eltern mit angepackt, ehe er das kleine Unternehmen übernahm. Er bedient Privatkunden, tackert Auftragsnummern an die Kleidung und legt auch Tischtücher in die Heißmangel, wenn es zeitlich eng wird. Die Arbeitsabläufe kennt er genau. „Ich habe mir deswegen viel davon versprochen, als ich eine gebrauchte Heißmangel gekauft habe, die das bisherige Gerät ersetzen sollte.“ Mehr Leistung hatte die Maschine nicht, aber einige interessante Zusatzfunktionen.
Im vorderen Bereich, wo die Wäschestücke aufgelegt werden, verfügt das neu angeschaffte Modell über eine Eingabehilfe. „Der Stoff wird regelrecht angesaugt“, erklärt Tüpker, „und die angesaugte Luft über ein Rohr abgeführt.“
Nach der eigentlichen Mangel ist zudem eine zwei Meter lange Strecke integriert, auf der die Wäschestücke abkühlen. Für die Mitarbeiterinnen ein großer Vorteil: Zuvor mussten sie Handschuhe tragen, weil der Stoff bis zu 140 Grad heiß war. Ein weiterer Pluspunkt ist die Faltmaschine am hinteren Ende, die viele Handgriffe spart.
Probleme in der Praxis
Trotz der Vorteile schlugen die Mitarbeiterinnen schon am ersten Tag die Hände über dem Kopf zusammen und wünschten sich das alte Gerät zurück. „Es grenzte an eine Katastrophe“, erinnert sich Tüpker. Die Eingabehilfe schalteten seine Angestellten aus, weil der Ansaugmechanismus erheblichen Lärm verursachte. Hinzu kam die warme Abluft. Sie verteilte sich im Raum und ließ die Temperatur ansteigen.
Das Hauptproblem war aber ein anderes: „Die Maschine ist deutlich größer als das alte Modell“, sagt Tüpker. „Zuvor konnten sich die Mitarbeiterinnen sehen und miteinander reden. Das war nicht mehr möglich. Die Kolleginnen müssen sich aber permanent abstimmen.“ Denn die 30 Mitarbeiterinnen der Wäscherei Beine betreuen nicht nur Gewerbekunden. Fast die Hälfte des Umsatzes macht Tüpker mit Aufträgen von Privatpersonen. Die geben in der Regel eigene Körbe oder Wannen ab. „Es klingt banal“, sagt der Textilreinigungsmeister, „aber im Arbeitsalltag ist es sehr störend, wenn die Damen sich nicht schnell darüber austauschen können, für welche Korbgröße die Wäschestücke gefaltet werden sollen.“
Hinzu kam das Sicherheitsrisiko – Tüpker machte es nervös, dass die Mitarbeiterinnen hinter der großen Maschine nicht zu sehen waren. „Dann haben wir auch noch festgestellt, dass die Heißmangel keinen Lageendschalter hatte. Es wäre also möglich gewesen, sie in Gang zu setzen, obwohl die Walze nicht in Ausgangsstellung war. Das erhöht die Verletzungsgefahr.“
Für Tüpker war klar: So geht es nicht. Er nahm ein Problem nach dem anderen in Angriff – bis die Heißmangel zu den Anforderungen seines Betriebs passte.
Einfache Anpassungen
Das Ansaugsystem der Eingabehilfe ließ er zunächst mit einem Schalldämpfer ummanteln. „Die Schallemission konnten wir damit um etwa 60 Prozent senken“, erzählt er. Das löste allerdings noch nicht das Problem der Abluft. „Mir war klar, dass die Kolleginnen die Eingabehilfe, die ja als Arbeitserleichterung gedacht ist, nicht nutzen, wenn sich der Raum dadurch zu sehr aufheizt.“ Also läuft jetzt ein Rohrsystem unter der Decke entlang, das die warme Luft von der Maschine direkt nach draußen leitet.
Im nächsten Schritt montierte Tüpker an beiden Enden der Maschine eine Gegensprechanlage. „Das ist ein ganz einfaches System, vergleichbar mit den Telefonanlagen, die man früher in Büros hatte. Es reicht, einen Knopf zu drücken, um den anderen zu erreichen.“ Denn Einfachheit ist Trumpf. Das weiß Tüpker aus Erfahrung. „Die Mitarbeiterinnen wollen sich nicht mit komplizierter Technik auseinandersetzen, bevor sie mit ihren eigentlichen Aufgaben beginnen.“
Aus dem gleichen Grund hat er sich auch bei dem neu installierten Kamerasystem für die traditionelle analoge Technik entschieden. „Monitor und Kameras sind in Betrieb, sobald die Maschine läuft“, erklärt er. „Ich wollte vermeiden, dass wir zum Beispiel erst einen Computer hochfahren müssen, um ein digitales System zu starten.“
Zwei Kameras sind in der Heißmangel vor der Walze angebracht. So können die Mitarbeiterinnen einen Wäschestau sofort sehen und beheben. Zwei weitere Kameras hängen unter der Decke und zeigen die verschiedenen Bereiche der Maschine.
Steigt beispielsweise eine Kollegin auf die Heißmangel, um ein verklemmtes Wäschestück herauszuziehen, ist das zusätzlich auf den Monitoren gut zu erkennen.
Außerdem reicht es jetzt, einen Wäschekorb kurz vor die Kamera zu halten, damit die Kolleginnen wissen, wie sie die Wäsche falten sollen. Aufgezeichnet werden diese Bilder übrigens nicht, sie dienen nur der Sicherheit und dem Arbeitskomfort.
Verbesserte Ergonomie
Apropos Sicherheit: Für Martin Tüpker ist es unverständlich, dass die Maschine, Baujahr 1996, offensichtlich über keinen Lageendschalter verfügte. Den hat er natürlich einbauen lassen. So ganz zufrieden war er mit den Veränderungen aber immer noch nicht. „Die Heißmangel hat einen sogenannten faltbaren Wäschetrog. Das ist im Wesentlichen eine Metallstange mit einer Stoffschlaufe, wo sich die Mitarbeiterinnen die Wäschestücke vorlegen können. Das ist bequem, aber nur, wenn die Stange auf der richtigen Höhe angebracht ist. Eine falsche Haltung ist ja schlecht für den Rücken.“ Also bat er einen Schlosser, eine neue Halterung anzubringen. Jetzt lässt sich die Höhe mit einem Handgriff individuell anpassen.
Insgesamt hat es ein Jahr und sehr viel Tüftelei gebraucht, bis Martin Tüpker mit dem Ergebnis wirklich zufrieden war. „Aber es hat sich gelohnt“, sagt er. „Die Maschine läuft rund und die Mitarbeiterinnen freuen sich ebenfalls.“