Bei einem schweren Arbeitsunfall mit bleibenden körperlichen Schäden ist plötzlich nichts mehr, wie es mal war. Die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt hilft, in einer neuen Normalität anzukommen. Im Fall von Peter Friedl, der mit beiden Händen in eine Aluwalze geriet, kooperierte sein Arbeitgeber vorbildlich: Das Unternehmen war bereit, gemeinsam mit dem Mitarbeiter und dem Reha-Management der BG ETEM an einer echten Weiterbeschäftigungs-Perspektive zu arbeiten. Das hatte positive Auswirkungen auf Friedls Genesungsprozess und machte ihm neuen Lebensmut.
Speira GmbH: Rehapreisträger 2020
Das Unternehmen Speira ist aus der Firma Hydro Aluminium Rolled Products hervorgegangen mit Hauptsitz in Grevenbroich. Es engagierte sich in herausragender Weise für die berufliche Wiedereingliederung ihres Arbeitnehmers Peter Friedl. Dabei arbeitete es eng mit dem Reha-Management der BG ETEM zusammen, die bedarfsgerecht, schnell und unbürokratisch alle gewünschten Mittel zur Verfügung stellte. In den Augen von Reha-Manager Christian Schweier verlief die Wiedereingliederung vor allem dank der Firma optimal, und das bei solch schlechten medizinischen Voraussetzungen: „Die Ärzte konnten bei Peter Friedl nach mehrfachen Operationen im Krankenhaus nur die Stümpfe und die Daumen im Sinne einer sogenannten Fausthand erhalten.“
Es schloss sich ein intensives Heilverfahren mit zahlreichen Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen an, das Reha-Manager Christian Schweier begleitete: „Bereits Mitte Oktober 2017 fand ein gemeinsames Gespräch zwischen Personalabteilung, Herrn Friedl und mir bezüglich seiner Zukunftsperspektiven im Unternehmen statt. Beeindruckend empfand ich das große Engagement und Entgegenkommen der Firma.“
21. Juni 2016
Diesen Tag wird Peter Friedl nicht mehr vergessen. Der damals 49-Jährige arbeitete als Maschinenführer im Aluminiumwerk der Firma Speira in Grevenbroich. Bei einem schweren Arbeitsunfall an der Aluminiumpresse änderte sich sein Leben – und gleichzeitig sollte es der Schritt in eine neue Arbeitswelt sein, wie er bald herausfand. Denn sein Arbeitgeber hielt weiter zu ihm. Nach Krankenhaus und Reha-Aufenthalt von insgesamt einem Jahr eröffnete ihm das Unternehmen eine alternative Arbeitsposition im Unternehmen in der Qualitätskontrolle.
„Der Unfall von Peter Friedl war für uns alle ein Schock. Wir waren fassungslos über die Schwere dieses Unfalls“, erinnert sich Werksleiterin Reinhild Schmitt. „Für uns war klar, dass eine Wiedereingliederung das oberste Ziel sein muss. Denn für den Verunfallten selbst ist eine Weiterbeschäftigung nach einem schweren Unfall weit mehr als Arbeit. Es ist die Motivation, wieder zurück ins Leben zu finden.“
Gesundheit ist keine Selbstverständlichkeit
Auch für Dr. Benedikt Schweicher, Produktionsleiter Can bei Speira ist der 21.06.2016 ein Datum, das sich bei ihm eingebrannt hat: „Ich habe mir in den Tagen und Wochen nach dem Unfall immer wieder vor Augen geführt, wie wichtig unsere Hände bei allen Tätigkeiten des alltäglichen Lebens sind. Und wir nehmen das vielfach als viel zu selbstverständlich hin.“ Umso bemerkenswerter war es für den Produktionsleiter zu sehen, mit welchem Engagement und Lebensmut Peter Friedl in der Zeit nach seinem Unfall zurückkommen wollte und das letztlich auch schaffte. „Wichtig war in diesem Zusammenhang, dass unser Unternehmen Peter direkt zusichern konnte: Du kommst zurück, du wirst einen Arbeitsplatz bei uns haben, egal, wie lange die Genesung dauert. Jetzt freue ich mich jedes Mal, wenn ich Peter im Werk begegne und er mit seiner mitreißenden Art von seiner Arbeit im Qualitätsmanagement berichtet“, so Dr. Benedikt Schweicher.
Der Arbeitsplatz richtet sich jetzt nach Peter Friedl
Es war Peter Friedls eigene Idee. Er meinte nach der Reha, er würde gern in der Qualitätssicherung arbeiten. „Wir haben dann entsprechende Vorkehrungen für den Arbeitsplatz getroffen“, so Werksleiterin Reinhild Schmitt. Mit Unterstützung der Berufsgenossenschaft konnte in der Qualitätssicherung für Peter Friedl ein maßgeschneiderter Arbeitsplatz eingerichtet werden.
Das ging weit über die Anschaffung schnittfester Handschuhe hinaus. Die erforderlichen Geräte wurden speziell für Peter Friedl umgebaut und angepasst. Peter Friedl: „Gitterschnitte sind bereits für Menschen mit intakten Fingern eine große Aufgabe. Für mich waren sie nach dem Unfall nicht mehr handhabbar“, beschreibt er die durch den Unfall veränderte Situation. „Die Berufsgenossenschaft hat uns eine Gitterschnittmaschine kostenlos zur Verfügung gestellt. Damit kann ich auch mit meinen Händen einen qualitativ hochwertigen Gitterschnitt machen. Und dies sogar besser als vor dem Unfall, weil mit der Maschine nichts mehr verkantet.“
Seit dem Unfall hat Arbeitssicherheit einen neuen Stellenwert
Heute ist Peter Friedl ein hochgeschätzter Mitarbeiter in seinem neuen Bereich – und er sei dort auch nicht mehr wegzudenken, meint Reinhild Schmitt. „Er ist positiv, unterstützt alle und ich bin jedes Mal froh, wenn ich ihn sehe und mit ihm reden kann.“
Peter Friedl hat aber auch noch etwas anderes gemacht, was sehr bemerkenswert ist: Er hat seine Erlebnisse aus dem Unfall und nach dem Unfall mit anderen Mitarbeitern aus dem Unternehmen geteilt.
„Damit hat er dafür gesorgt, dass das Thema Arbeitssicherheit und dieser Unfall nun allen präsent ist. Er hat das Thema in den Köpfen seiner Kollegen verankert und dafür gesorgt, dass wir noch sicherere Arbeitsplätze schaffen. Dafür bin ich ihm ewig dankbar“, so Werksleiterin Reinhild Schmitt.