Betriebsbesichtigung fĂŒr GefĂ€hrdungsbeurteilung: Brustbild eines lachenden Ă€lteren Mannes mit weißem Vollbart. Er trĂ€gt einen weißen Bauhelm, ein Jeanshemd und eine gelbe Sicherheitsweste.

Im Rahmen der Betriebsbesichtigungen berÀt die BG ETEM Unternehmen persönlich und vor Ort zum Thema GefÀhrdungsbeurteilung und Arbeitsschutz.

Zentrales Instrument fĂŒr das systematische Erkennen von gefĂ€hrlichen Situationen und das Ergreifen von Arbeitsschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz ist bereits seit 1996 formal die GefĂ€hrdungsbeurteilung. Doch noch 2015 gab in einer branchenĂŒbergreifenden Befragung nur knapp die HĂ€lfte der Betriebe an, dass sie eine GefĂ€hrdungsbeurteilung durchfĂŒhren wĂŒrde. Wie sieht die Situation im Bereich der BG ETEM heute aus? „etem“ fragte dazu eine Frau, die es wissen muss. „Bei meinen Betriebsbesuchen stelle ich fest, dass einige Kleinbetriebe inzwischen gut aufgestellt sind“, sagt Jenny Blumenthal, Aufsichtsperson der BG ETEM. „Richtig ĂŒberrascht hat mich kĂŒrzlich ein Elektroinstallationsbetrieb mit acht BeschĂ€ftigten, der eine vorbildliche Dokumentation hatte und auch genau wusste, warum er den ‚Papierkram‘ fĂŒr sein GeschĂ€ft braucht und auf einem aktuellen Stand hĂ€lt.“

Hintergrund GDA

Die Betriebsbesichtigungen erfolgen im Rahmen der dritten Periode der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA), einer Zusammenarbeit von Bund, LĂ€ndern und UnfallversicherungstrĂ€gern fĂŒr den Arbeitsschutz. Auch Vertreter von Arbeitgebenden und BeschĂ€ftigten wirken in den GDA-Gremien mit. BranchenĂŒbergreifend sollen bis Ende 2025 rund 200.000 Betriebsbesichtigungen stattfinden, davon etwa 8.000 in den Mitgliedsbetrieben der BG ETEM.

„Andere klein- und mittelstĂ€ndische Betriebe benötigen dagegen noch etwas Beratung, um die Arbeitsschutzorganisation in ihre BetriebsablĂ€ufe zu integrieren“, stellt die BG-Expertin immer wieder fest. Besonders die GefĂ€hrdungsbeurteilung empfĂ€nden Betriebsleitungen hĂ€ufig als Herausforderung. „Sie wissen oft nicht, wo sie anfangen sollen oder wozu sie dieses Dokument ĂŒberhaupt brauchen“, so Blumenthal. „In einem wertschĂ€tzenden GesprĂ€ch lassen sich viele Bedenken ausrĂ€umen und die ersten Schritte in Richtung Arbeitsschutzdokumentation gemeinsam gehen.“

Zur Person

Porträt von Jenny Blumenthal, einer Außendienstmitarbeiterin und Aufsichtsperson der BG ETEM. Sie trägt lange blonde Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, eine schwarz-gerahmte Brille, eine bunte Bluse und lächelt in die Kamera.

Jenny Blumenthal ist Aufsichtsperson der BG ETEM. Sie steht als eine von ca. 250 Außendienstmitarbeitenden Betrieben mit Rat und Tat zur VerfĂŒgung.

Auch die Selbstverwaltung der BG ETEM aus Vertreterinnen und Vertretern von Versicherten und Unternehmen unterstreicht, wie bedeutsam die GefĂ€hrdungsbeurteilung ist. „Eine vollstĂ€ndige und aktuelle GefĂ€hrdungsbeurteilung ist eine entscheidende Grundlage fĂŒr Sicherheit und Gesundheit. Sie muss aber auch in der Praxis umgesetzt werden. DafĂŒr beraten die Aufsichtspersonen und PrĂ€ventionsberater unserer Berufsgenossenschaft“, weiß HansPeter Kern, alternierender Vorstandsvorsitzender. „FĂŒr Betriebe bringt eine in der RealitĂ€t gelebte GefĂ€hrdungsbeurteilung nur Vorteile. Sie gibt Sicherheit vor UnfĂ€llen, Störungen und ProduktionsausfĂ€llen. Unter dem Strich werden Risiken und Kosten minimiert“, ergĂ€nzt Dr. Bernhard Ascherl, Vorstandsvorsitzender.

Konkrete Hilfestellungen

Doch was heißt das konkret? Die Betriebsbesichtigungen sind ein wesentlicher Bestandteil der dritten Periode der „Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie“ (GDA – siehe „Hintergrund“ und „info“). Dabei werden in den kommenden vier Jahren die BG-Aufsichtspersonen gemeinsam mit Unternehmerinnen und Unternehmern den jeweiligen betrieblichen Arbeitsschutz sowie den Prozess der GefĂ€hrdungsbeurteilung in den Blick nehmen. Zudem soll im GesprĂ€ch geklĂ€rt werden, warum die GefĂ€hrdungsbeurteilung möglicherweise bisher nicht durchgefĂŒhrt wurde.

Dazu bietet die BG ETEM schon jetzt zahlreiche Hilfen an. Welche Einstiegswege Arbeitgebende nutzen können, zeigt die Tipp-Box („5 Einstiegswege“).

5 Einstiegswege zur schnellen Verbesserung des Arbeitsschutzes

Illustration einer Maske mit Hut

  1. Anonyme Selbstbewertung der Arbeitsschutzorganisation mit dem ORGAcheck als Instrument fĂŒr KMU: www.bgetem.de, Webcode 19974147. Optimale Vorbereitung auf die Systembewertung.

Illustration eines Hammers und Schraubenschlüssels überkreuzt

  1. Branchenspezifische Arbeitshilfen und ErlĂ€uterungen zur GefĂ€hrdungsbeurteilung im Medienportal: www.bgetem.de, Suche „GefĂ€hrdungsbeurteilung“. Mit Vorlagen in die Materie einarbeiten.

Illustration einer Anzeigetafel

  1. Seminare der BG ETEM in der Seminardatenbank: www.bgetem.de, Webcode 21113482. Informationen aus erster Hand nach Ihren BedĂŒrfnissen.

Illustration einer Menschenmenge

  1. Unternehmermodell fĂŒr Kleinbetriebe bis 50 BeschĂ€ftigte. In Schulungen erfahren Sie alles Wichtige rund um den Arbeitsschutz in Ihrem Betrieb. Infos: www.bgetem.de, Webcode 12108806 oder Tel.: 0221 3778-2450

Illustration von zwei Personen mit Sprechblase

  1. Außendienst der BG ETEM: Sprechen Sie die zustĂ€ndige Aufsichtsperson oder den PrĂ€ventionsberater an. Er bietet Ihnen gern UnterstĂŒtzung an. Kontaktaufnahme ĂŒber Ihr zustĂ€ndiges PrĂ€ventionszentrum: www.bgetem.de, Webcode 12818638

Besondere GefÀhrdungen

Die nÀchste GDA-Periode nimmt vor allem drei GefÀhrdungen in den Betrieben in den Fokus:

  • Muskel-Skelett-Belastungen (MSB): Auf diesen Bereich entfĂ€llt immer noch in etwa jeder vierte krankheitsbedingte Ausfalltag. Im Schnitt fehlen von MSB betroffene Mitarbeiter dem Betrieb pro Jahr 17 Tage, angesichts Ă€lter werdender Belegschaften kĂŒnftig vermutlich eher mehr. In kleineren Betrieben kann schon ein solcher Krankheitsfall die ArbeitsablĂ€ufe spĂŒrbar erschweren.
  • Psychische Erkrankungen sind die zweithĂ€ufigste Ursache von Fehlzeiten. Stress am Arbeitsplatz durch hohe ArbeitsintensitĂ€t, stĂ€ndige Unterbrechungen, schlechtes FĂŒhrungsverhalten oder traumatisierende Erlebnisse können Auslöser sein. Gleichzeitig scheuen sich noch immer viele Menschen, ĂŒber psychische Probleme offen zu sprechen.
  • Krebserzeugende Gefahrstoffe verursachen verschiedene Berufserkrankungen. FĂŒr die betroffenen BeschĂ€ftigten sind schwerwiegende GesundheitsschĂ€digungen, in einigen FĂ€llen sogar tödliche KrankheitsverlĂ€ufe, die Folge.

Zum Umgang mit diesen GefĂ€hrdungen wird „etem“ in der kommenden Zeit vielfĂ€ltige Angebote vorstellen.

Bastian Fochmann