Daniela Schroeder und Michael Hilbig prĂŒfen den Bestand an Gefahrstoffen in einem Regal, das vor ihnen steht.

Daniela Schroeder und Michael Hilbig prĂŒfen den Bestand an Gefahrstoffen

Was ist die Idee hinter dem PrÀventionsintranet?

Michael Hilbig: Die Hauptidee ist die Zentralisierung aller Unterlagen, der Ă€rztlichen Untersuchungen, der Aufbau von zum Beispiel Maschinenkatastern, die zentral vorgehalten, gepflegt und von jedem Werk abgerufen werden können. Das Gleiche gilt fĂŒr Persönliche SchutzausrĂŒstung (PSA) und Gefahrstoffe.

Dazu kommt die Visualisierung der Arzttermine, die fĂŒr jeden Standort abgebildet ist. Man kann also sehen, wann die BetriebsĂ€rztin kommt, an wen man sich bei Fragen zur Arbeitssicherheit wenden kann, wer an welchem Standort Ersthelfer ist. Außerdem gibt es eine Übersicht mit einer Statistik zur Birkenstock Group.

Welche Ziele verbinden Sie damit?

Das grĂ¶ĂŸte Anliegen war, mehr Transparenz herzustellen. Hier haben wir einen großen Sprung nach vorne gemacht. Wir teilen Daten, die wir zum Beispiel bei Arbeitsschutzausschuss (ASA)-Sitzungen freigeben, grundsĂ€tzlich auch der BG ETEM und dem Gewerbeaufsichtsamt mit. Das erleichtert an allen Standorten die Zusammenarbeit mit den Behörden und der BG. Dadurch ist die Zahl der Kontrolltermine deutlich zurĂŒckgegangen. Außerdem wollten wir den Formular-Wildwuchs, der sich ĂŒber die Jahre herausgebildet hatte, beseitigen. Auch das ist uns gelungen. Jetzt arbeiten alle Standorte mit denselben Formularen. Dadurch haben wir heute eine einheitliche Sicht bei Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitsthemen in der Gruppe. Wir können Daten vergleichen und bei VorfĂ€llen wechselseitig voneinander profitieren.

Welchen Anteil hatte die BG ETEM an der Entstehung?

Die BG ETEM war fĂŒr uns ein wichtiger Sparringspartner, der den gesamten Prozess konstruktiv begleitet hat und uns letzten Endes auch auf die Idee gebracht hat, eine flĂ€chendeckende, standortĂŒbergreifende Lösung zu schaffen. Vertreter der BG ETEM hatten die Idee, den Ansatz, den wir fĂŒr den Standort in St. Katharinen entwickelt hatten, auch an den ĂŒbrigen Standorten einzufĂŒhren. Das war die Geburtsstunde unseres PrĂ€ventionsintranets.

Was sind die wichtigsten Inhalte?

Ein wichtiger Bestandteil sind die Unterweisungsvorlagen fĂŒr Maschinen, ArbeitsablĂ€ufe, Höhenrettung etc. Dazu kommen Termine, insbesondere die Sprechzeiten der BetriebsĂ€rzte und die Termine der ASA-Sitzungen an den jeweiligen Standorten. Außerdem finden sich eine FĂŒlle von Unterlagen und Formularen bspw. zu Spezialfragen des Arbeitsschutzes fĂŒr Schwangere, BrillentrĂ€ger oder Jugendliche.

Alles, was der Gesetzgeber geregelt hat, steht auch in unserem PrÀventionsintranet. Dazu kommen Informationen zu Anfragen aus den Standorten. Nicht zu vergessen das umfangreiche Informationsangebot der BG ETEM wie etwa Lehrfilme.

Wer nutzt die Inhalte zu welchen AnlÀssen?

Ein gutes Beispiel sind die betriebsĂ€rztlichen Untersuchungen. Heute kann sich jeder Mitarbeiter darĂŒber informieren, wann der zustĂ€ndige Betriebsarzt zu einem Standort kommt und wer fĂŒr die Terminanmeldung zustĂ€ndig ist.

Was machen BeschÀftigte ohne eigenen Computer?

Sie haben Zugang ĂŒber den Teamleiter oder Infoterminals, die wir vor allem in unseren Kantinen aufgestellt haben. Die wichtigsten Infos finden sich natĂŒrlich auch an unseren SIFA-Boards wieder.

Wie sind die Zugangsrechte geregelt, darf jeder alles sehen?

Die SIFAs haben vollen Zugriff, sie dĂŒrfen alles sehen – unter Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen versteht sich. Das muss so sein, schließlich mĂŒssen sie sich mit jedem Vorfall auseinandersetzen.

Im Unterschied dazu sehen die Kollegen aus der Technik, Direktoren und die GeschĂ€ftsfĂŒhrung anonymisierte, verdichtete Daten. Informationen können aber sehr viel schneller weitergeleitet werden als vorher. FrĂŒher brauchte man zwei Wochen, jetzt dauert es zwei Minuten. Wir sparen Zeit und wir haben mehr Transparenz. Wir wissen zum Beispiel, wer unterwiesen ist, weil auch das dokumentiert ist. Die Rechtssicherheit wurde damit wesentlich erhöht. Das ist eine große Verbesserung zu frĂŒher.

Sind Unfallstatistiken fĂŒr alle sichtbar?

Die Gruppenstatistik ist fĂŒr jedermann sichtbar. Es besteht die Möglichkeit, die Statistiken auf jedes Werk, Verwaltung und Lager individuell anzupassen und auszuwerten. Dadurch können wir Schwerpunkte z. B. Schnittverletzungen schnell erkennen und Vorkehrungen ergreifen. Auf diese Weise konnten wir im letzten Jahr die Zahl der Schnittverletzungen in der Birkenstock Group um etwa 30 Prozent senken. Gleichzeitig hat sich die Zahl der meldepflichtigen UnfĂ€lle 2018 gegenĂŒber dem Vorjahr halbiert.

Diese Abbildung zeigt einen Monitor auf dem die Intranetseite der Firma Birkenstock gezeigt wird.

Das PrĂ€ventionsintranet unterstĂŒtzt Daniela Schroeder und Michael Hilbig bei ihrem Engagement fĂŒr die Arbeitssicherheit

Worauf fĂŒhren Sie das zurĂŒck?

Wir können einfach einen Jahresvergleich durchfĂŒhren. Durch die EintrĂ€ge können wir erkennen, ob Verletzungen immer an der gleichen Maschine oder bei der gleichen TĂ€tigkeit vorkommen. Dann können wir werksĂŒbergreifend schauen: Wenn es zum Beispiel an einem Standort zu einer auffĂ€lligen HĂ€ufung von Schnittverletzungen an einer bestimmten Anlage kommt, können wir sofort die Parallelen erkennen und die Gefahrenquelle beseitigen. Das geschieht parallel an allen Standorten durch die Technik vor Ort. Wir können somit systemische Sicherheitsrisiken schneller erkennen und effizienter minimieren.

Wie reagiert die Belegschaft?

Wir erhalten viele Anregungen aus der Belegschaft, die wir sehr oft umsetzen können. Die Mitarbeiter wissen, was wir tun und warum wir diese Daten benötigen. Wir haben das Thema in ASA-Sitzungen behandelt und mit Teamleitern und Mitarbeitern ĂŒber die EinfĂŒhrung von Arbeitsschutz-Management-Systemen (AMS) gesprochen. Es wird alles eingetragen.

Und was sagt die GeschĂ€ftsfĂŒhrung?

Sie ist begeistert und unterstĂŒtzt uns sehr. Sie sieht die Schnelligkeit und die ProfessionalitĂ€t, die daraus entstanden ist. Es ist klar erkennbar, dass da eine andere Organisation und QualitĂ€t in den Aussagen der Arbeitssicherheit entsteht. Einmal durch die große Transparenz in der Thematik Arbeitssicherheit. Zweitens die positiven Auswirkungen auf die direkten OpportunitĂ€tskosten sowie auf die MitgliedsbeitrĂ€ge fĂŒr die Berufsgenossenschaft.

Daneben gibt es generell noch das Thema der gestiegenen Arbeitszufriedenheit, da diese sich durch die Sicherheitslage eben positiv verĂ€ndert. Wir haben auch vieles neu eingefĂŒhrt. Beispielsweise gibt es jetzt freie GetrĂ€nke und Wasser an jedem Standort. Wir haben Ergo-Matten, haben neue StĂŒhle beschafft, ebenso höhenverstellbare Tische, um die Ergonomie am Arbeitsplatz zu verbessern. Das sind alles Projekte, die sehr viel Geld kosten. Aber letztendlich erhöhe ich die Motivation der BeschĂ€ftigten und krankheitsbedingte Fehltage reduzieren sich. Wir haben volle UnterstĂŒtzung von der GeschĂ€ftsfĂŒhrung. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit weitergeht und wir uns weiter verbessern können.