Ella Schrader ist erst sechs Jahre jung. Doch mit Arbeitsschutz kennt sie sich aus. „Handschuhe sind wichtig, weil man sonst einen Splitter in die Hand bekommen kann“, erklärt sie voller Überzeugung. Ihre Freundin Jolina Möker (7)macht klar, warum sie beim Besuch im Betrieb Gehörschutz trägt: „Damit es beim Bohren nicht so laut wird.“
Ellas Vater und Jolinas Mutter arbeiten bei der WEVG Salzgitter GmbH & Co. KG, dem Energie- und Wasserversorger der niedersächsischen Großstadt. Arbeitssicherheit spielt in dem Unternehmen mit 266 Beschäftigten eine wichtige Rolle. Seit Jahren setzen sich Geschäftsführung und Beschäftigte über alle Hierarchiestufen dafür ein, eine lebendige Kultur der Prävention zu entwickeln. Ihre zentrale Botschaft: „Ich bin Vorbild“.
„Vorbildfunktion hat jeder Mitarbeiter, das ist eine Sache für den Kopf“, sagt Torsten Zink, Geschäftsführer Technik bei der WEVG. Alena Kury, Ausbilderin im kaufmännischen Bereich, geht einen Schritt weiter: „Selbst meine kleine Tochter ist Vorbild für mich, weil sie den Blick auf Dinge lenkt, die wir nicht mehr wahrnehmen.“
Was lag da näher, als den eigenen Nachwuchs einzubeziehen? 15 Kinder im Alter zwischen zwei und 17 Jahren waren beim Fotoshooting im Herbst 2016 dabei. Mit ihren Eltern stellten sie sicherheitsrelevante Situationen dar, zum Beispiel das brisante Thema „Handy am Steuer“ oder die Frage, wie fit Papa bei der Ersten Hilfe ist.
Plakate mit Kindern
Herausgekommen ist eine ganze Serie von Plakaten. „Vorbild waren die Plakatmotive der BG ETEM“, berichtet Marco Sklomeit, als Netzteamleiter für die Instandhaltung im Bereich Gas und Strom zuständig. „Wir wollten das aber personalisieren und mit unseren eigenen Kindern einen stärkeren Bezug herstellen.“ Das ist offenbar gelungen, denn die Plakatkampagne gilt bis heute als „Riesenknaller“. Das Shooting im technischen Betriebshof der WEVG in Salzgitter-Bad hatte Eventcharakter. Und die Motive hängen nicht nur in den auf dem gesamten Stadtgebiet verteilten Betriebsstätten der WEVG, sondern auch in manchem Kinderzimmer zu Hause.
Für Alena Kury steht fest: „Die Plakate sorgen dafür, dass wir mit Kollegen ganz anders ins Gespräch kommen.“ Sie sensibilisieren für das Thema Sicherheit – auch über den eigenen Arbeitsplatz hinaus. Sie selbst hat zum Beispiel im Winter immer zwei paar Schuhe dabei – rutschfeste für draußen und normale fürs Büro.
Lust auf Arbeitsschutz
Torsten Zink ist stolz auf die Plakatkampagne. Er findet, „das Beste daran war, dass die Leute gemerkt haben, dass sie zu uns passt“. Sein Ziel: Arbeitssicherheit soll im Unternehmen gelebt werden – und zwar über alle Hierarchiestufen hinweg.
Arbeitssicherheit soll nicht nur formal mit dem Kopf – mit Gefährdungsbeurteilungen, Unterweisungen und Lehrgängen – behandelt, sondern auch mit dem Herzen betrieben werden. Um sie zu einem Teil der innerbetrieblichen Gesprächskultur zu machen, gehört sie auf die Tagesordnung vieler Meetings bis hin zu Aufsichtsratssitzungen. Aus diesem Grund sei das Thema auch fester Bestandteil aller Veranstaltungen für Führungskräfte, sagt Zink.
In eigenen Workshops gingen die Führungskräfte der Frage nach, welchen Stellenwert Arbeitssicherheit in ihrer täglichen Arbeit hat. Dazu nutzten sie die von der BG ETEM zur Verfügung gestellten Materialien der kommmitmensch-Dialoge. Sie ermöglichen es, Verhaltensweisen in fünf Stufen von „gleichgültig“ bis „wertschöpfend“ einzuordnen. Über die Diskussion konkreter Beispiele aus dem Arbeitsalltag lassen sich Lösungsideen erarbeiten, um proaktives und wertschöpfendes Verhalten zu verstärken.
Das zeigt Wirkung: Teamleiter Marco Sklomeit reserviert einen Arbeitstag in der Woche für HSE-Themen. HSE steht für „Health, Safety, Environment“ – Gesundheit, Sicherheit und Umwelt. „An diesen Tagen kümmere ich mich zum Beispiel um die Aktualisierung einer Gefährdungsbeurteilung oder spreche mit den Monteuren draußen vor Ort über Sicherheitsthemen.“
Wie wichtig das ist, erklärt Netzmonteur Eike Bosum. Seit sieben Jahren ist derElektriker für die WEVG in der Instandhaltung und Störungsbeseitigung tätig. „Wir arbeiten mit 20.000 Volt, da ist die korrekte Persönliche Schutzausrüstung das A und O. Die Gefährdungen sind hoch.“ Dabei spielt für Bosum das Thema Vorbild eine Rolle, denn zur Beseitigung von Störungen in der Strom-, Gas-, Wärme- und Wasserversorgung werden auch Fremdfirmen eingesetzt.
Erfolgreiche Strategie
Für Eike Bosum ist das Thema Sicherheit auch nach Feierabend nicht erledigt. „Das beginnt schon beim Autofahren“, erklärt der Familienvater. „Guckt man immer auf die Straße und hält man das Tempolimit ein?“ Auch Alena Kury ist sensibilisiert. „Arbeitssicherheit fängt bei Kleinigkeiten an. Wenn vor mir jemand mit nassen Schuhen auf der Treppe war und ich den Handlauf nicht nutze, rutsche ich aus.“
Geschäftsführer Torsten Zink freut sich über das gewachsene Sicherheitsbewusstsein seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und über die damit verbundenen Erfolge. „Unsere Unfallzahlen sind deutlich gesunken“, sagt er, „und das nicht nur im technischen Bereich.“ Das führt er auch auf die gute Zusammenarbeit mit der BG ETEM und die Materialien der Kampagne kommmitmensch zurück. „Früher war Arbeitsschutz eine Last, heute erreicht man die Leute ganz anders.“ Daher würde er die Kampagne in jedem Fall anderen Unternehmen empfehlen.
Bei seinem Fazit ist sich Zink mit vielen Beschäftigten einig. „Wir haben verstanden, dass jeder Vorbild ist und Verantwortung für sich und seine Kollegen trägt.“ Marco Sklomeit ergänzt: „Das Ziel ist klar: Niemandem darf etwas passieren. Jeder soll abends wieder gesund und munter nach Hause kommen.“
→info
Arbeitsschutz bei der WEVG: www.bgetem.de, Webcode 18180799
kommmitmensch-Dialoge unter: www.bgetem.de, Webcode: 18793066
Jeder ist Vorbild – im Betrieb, in der Familie und sogar auf Plakaten mit den eigenen Kindern. Wie bei der WEVG Salzgitter Arbeitssicherheit gelebt wird.
Warum das Tragen von Handschuhen wichtig ist, erklären Ella und Jolina.