Durch Abstrahlen mit Pellets aus Trockeneis lassen sich Oberflächen, etwa Walzen von Textilmaschinen, wirksam und gleichzeitig schonend reinigen. Bei sogenanntem Trockeneis handelt es sich um Kohlendioxid (CO2) in festem Aggregatzustand. Die niedrige Temperatur von –79 °C sorgt dafür, dass die Verschmutzungen spröde werden. Das erleichtert das mechanische Entfernen mithilfe der Trockeneis-Pellets, die mit hoher Geschwindigkeit auf die jeweilige Fläche auftreffen. Zusätzlich verdunsten die Pellets durch die Aufprallenergie schlagartig. Dabei vergrößert sich ihr Volumen gewaltig, was den Reinigungseffekt verstärkt.
Neue Gefährdungen
Konventionell werden Walzen an Textilmaschinen von Hand mit Bürste und Lappen bearbeitet. Beim Trockeneisstrahlen entfällt neben der anstrengenden manuellen Reinigung auch der Umgang mit Lösemitteln. Es sind aber neue und zum Teil unerwartete Gefahren zu beachten:
- Kraftanstrengung beim manuellen Führen des Strahlrohrs (erhebliche Rückstoßkräfte)
- Lärmbelastung durch das Strahlen selbst und das Strahlgerät bzw. den benötigten Kompressor
- Staubbelastung durch die teilweise zu feinem Staub zertrümmerten Verschmutzungen: Dabei handelt es sich um Stoffe, die bei konventioneller Reinigung nicht als Staub in die Atemluft gelangt wären. Teilweise können die Stäube gegenüber den ursprünglich eingesetzten Textilhilfsmitteln durch die lang andauernde Wärmeeinwirkung auch chemisch verändert sein.
- umherfliegende Pellets
- Erfrierungen durch Kontakt mit Trockeneis oder stark abgekühlten Flächen
- Erstickungsgefahr durch CO2-Ansammlungen: Auch erhöhte Konzentrationen, bei denen noch keine akute Erstickungsgefahr besteht, wirken sich physiologisch aus in Form von Kopfschmerzen, Schwindel, erhöhtem Blutdruck und Puls (siehe Tabelle).
Kolendioxid und physiologische Auswirkungen
Menge Beschreibung400 ppm (0,04 Vol.-%)
normaler Gehalt in der Atmosphäre
1.400 ppm (0,14 Vol.-%)
schlechte Raumqualität
5.000 ppm (0,5 Vol.-%)
Arbeitsplatzgrenzwert (AGW fĂĽr acht Stunden Exposition
ab 15.000 ppm (1,5 Vol.-%)
Benommenheit, Steigerung von Puls, Blutdruck und Atemfrequenz
ab 80.000 ppm (8 Vol.-%)
Zittern, Schwitzen, Sehstörungen, Ohnmacht, Tod innerhalb 30-60 Minuten durch Abschwächung des Atemreflexes
bei noch höherer Konzentrationen
Erstickung in kurzer Zeit
Trockeneisstrahlen erfordert daher sorgfältige Planung und Qualifizierung der eingesetzten Arbeitskräfte: Besonders wichtig ist es, gut zu belüften, für die richtige Persönliche Schutzausrüstung zu sorgen sowie Stäube zu erfassen und abzuleiten. Arbeiten Beschäftigte nicht an einer ausgebauten Walze auf dem Betriebshof im Freien, sondern in der Produktionshalle und fehlt eine optimale Belüftung, müssen sie umgebungsluftunabhängigen Atemschutz verwenden. Denn Stäube lassen sich zwar abfiltern, CO2 aber nicht. Auch dürfen keine Unbeteiligten gefährdet werden, etwa durch feine Stäube oder CO2.
Martin Steiner