Diese Abbildung zeigt griff- und einsatzbereite Gerätschaften für die Reinigung der Waschröhre einer Durchlaufwaschmaschine.

GerÀtschaften zur Reinigung der Waschröhre stehen in einem Koffer griff- und einsatzbereit

Eine Durchlaufwaschmaschine bzw. Taktwaschanlage oder Postenwaschmaschine wird fĂŒr große WĂ€schemengen eingesetzt. Sie besteht aus einer Röhre Ă€hnlich einer archimedischen Schraube. WĂ€scheposten können in bis zu 20 Kammern nacheinander unterschiedliche Prozessschritte durchlaufen. Meistens lĂ€sst sich WĂ€sche unproblematisch mittels der langen Schneckenwelle befördern. FĂŒr Verstopfungen gibt es unterschiedliche GrĂŒnde – z. B. wenn Kammern mehrfach befĂŒllt sind oder sich große Teile aus mehreren Hundert Kilogramm WĂ€sche verknoten.

Um solche Knoten zu entzerren, mĂŒssen BeschĂ€ftigte in die Waschröhre einsteigen. In der Schnecke können sie die ÜbergĂ€nge und die Kammern nur mit hohem Kraftaufwand und mit Hilfswerkzeugen wieder frei machen.

Dieses Foto zeigt eine Leiter zum Einsteigen in eine Waschröhre.

Übersteigen beim Einstieg in die Waschröhre bzw. Hineinbeugen ist in ca. 2 m Höhe möglich

Vielen Betrieben fehlen Anleitungen fĂŒr Vorbereitungen und ArbeitsablĂ€ufe. Manche Betriebsanleitungen der Hersteller enthalten zu wenige sicherheitstechnische Hinweise, obwohl der Aufenthalt im Inneren gefĂ€hrlich ist und schnell lebensbedrohlich werden kann. Leider können diese Störungen nicht von außen festgestellt und beseitigt werden. Denn Waschröhren sind enge und unĂŒbersichtliche BehĂ€lter.

Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt der Betriebsanweisung zum „Bedienen von Waschröhren, Durchlaufwaschmaschinen, Postenwaschanlagen“.

Die Betriebsanweisung B210 gilt fĂŒr Bedienende der Waschröhre. Zum Einstieg ist ein Erlaubnisschein nötig – S103 fĂŒr Waschröhren

GefÀhrlich wie Höhlen

Organisation und Planung sind wichtig fĂŒr TĂ€tigkeiten in Waschröhren,

  • um schon bei Beginn gefĂ€hrliche und störende Medien zu beseitigen,
  • um ZugĂ€nge zum Entzerren und Retten zu schaffen,
  • um fĂŒr gute Atemluft mittels DurchlĂŒftung zu sorgen und
  • um freizumessen.

Es darf erst dann eingestiegen werden,

  • wenn das Innere der Waschröhre und die WĂ€sche ausreichend abgekĂŒhlt sind,
  • wenn sichere Messwerte mittels BelĂŒftung erreicht sind,
  • wenn Persönliche SchutzausrĂŒstung angelegt ist und
  • Notruf, Beleuchtungen sowie Hilfswerkzeuge mitgefĂŒhrt sind.

Das Foto zeigt einen Facharbeiter fast liegend in einer Waschröhre. Über ihm der Auslass des BelĂŒftungsschlauchs.

Große Leute haben es hier noch schwerer. Links oben ist der Auslass des BelĂŒftungsschlauchs zu sehen.

Organisation des Arbeitsablaufs

Mit Verstopfungen ist immer zu rechnen. Wer eine WĂ€scherei fĂŒhrt, hat – vor Beginn der Störungsbeseitigung – eine zuverlĂ€ssige, mit den Arbeiten vertraute Person einzusetzen, welche die Aufsicht fĂŒhrt und weisungsbefugt sein muss.

Die Aufsicht fĂŒhrende Person ist verpflichtet, im Auftrag der BetriebsfĂŒhrung den Erlaubnisschein auszustellen, und hat darauf zu achten, dass die festgelegten Schutzmaßnahmen eingehalten werden.

Sie muss sich in unmittelbarer NĂ€he der Waschröhre aufhalten, um kurzfristig verfĂŒgbar zu sein. Der Sicherungspostenmuss auf dem Erlaubnisschein unterschreiben, dass er die festgelegten Maßnahmen kennt. Bei immer gleichartigen Arbeitsbedingungen und gleichartigen Schutzmaßnahmen kann eine Betriebsanweisung speziell fĂŒr die betroffene Waschröhre den Erlaubnisschein ersetzen.

Aufenthalt bedeutet Einsteigen, Betreten und Arbeiten. Hineinbeugen ist nur am zutrittsseitigen Ende möglich. Hilfsmittel wie kurze Leitern helfen nicht und stören. Nach dem Einstieg sind wegen der Enge keine Hilfsmittel mehr möglich. Die Störungsbeseitigung ist reine Handarbeit, notwendige Hilfswerkzeuge könnten eine nebenan stehende Person verletzen.

GefÀhrdungsbeurteilung

Beim Beheben von Betriebsstörungen und Einsteigen in Waschröhren sind die Mitarbeitenden GefĂ€hrdungen ausgesetzt. Der Arbeitgeber muss diese ermitteln, beurteilen sowie die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen veranlassen –auch wenn nur selten in Waschröhren eingestiegen werden muss. Der Betriebsarzt bzw. die BetriebsĂ€rztin und die Fachkraft fĂŒr Arbeitssicherheit sollen den Arbeitgeber dabei unterstĂŒtzen. Auch die DGUV Vorschrift 22 „Abwassertechnische Anlagen“ gibt Hinweise fĂŒr das Einsteigen in enge RĂ€ume. So lassen sich GefĂ€hrdungen erheblich vermindern.

Infos können auch der DGUV Regel 113-004 „BehĂ€lter, Silos und enge RĂ€ume“ entnommen werden. Da eine Waschröhre aneinandergereihten engen RĂ€umen ohne Sichtverbindung entspricht, sind Erste Hilfe und Rettung besonders schwierig.

Dieses Bild zeigt einen Teil der Waschröhre. Bei so wenig Bewegungsraum hilft eine Anstoßkappe mit Kinnriemen als Kopfschutz.

Bei so wenig Bewegungsraum hilft eine Anstoßkappe mit Kinnriemen als Kopfschutz

LĂŒftung

Eine erzwungene technische LĂŒftung mit Absaugung muss gewĂ€hrleisten, dass keine Gase, DĂ€mpfe oder Nebel in gesundheitsgefĂ€hrdender Konzentration, keine explosionsfĂ€higen Gemische sowie Sauerstoffmangel auftreten können. Zur BelĂŒftung muss Frischluft in AußenluftqualitĂ€t aus dem Waschhaus zugefĂŒhrt werden. Die LĂŒftungsanlage muss gegen Schalthandlungen durch Unbefugte gesichert sein.

Mit diesen GefÀhrdungen muss gerechnet werden:

  1. Waschgut und Beimengungen,
  2. Gefahrstoffe und Biostoffe,
  3. Belastung durch enge VerhÀltnisse in der Waschröhre.

Die in WĂ€schereien verwendeten Waschmittel, Bleichmittel oder SĂ€uren haben, abhĂ€ngig von der Konzentration, Ă€tzende oder reizende Eigenschaften auf Haut und SchleimhĂ€ute. Diese Gefahrstoffe mĂŒssen vor Beginn der Arbeiten möglichst vollstĂ€ndig abgepumpt bzw. abgelassen werden.

Die Flotte kommt vom Gesundheitsschutz her einem Abwasser gleich. Der zu betretende Waschröhrenraum sorgt nicht von sich allein fĂŒr Luftaustausch. LĂŒftung und Absaugung mĂŒssen schon vor dem Einsteigen zum Arbeiten eingeschaltet sein und stĂ€ndig laufen.

Aus der noch feuchten WĂ€sche, die Reste von Wasch- und Bleichmitteln enthĂ€lt, können flĂŒchtige Gefahrstoffe ausdĂŒnsten. Nicht auszuschließen ist, dass Gefahrstoffkonzentrationen ĂŒber den jeweiligen Arbeitsplatzgrenzwerten auftreten.

Ein CO2-GaswarngerĂ€t kann nur zusĂ€tzliche Sicherheit bieten, reicht als Schutz jedoch nicht aus. Aufgrund der schwierigen PlatzverhĂ€ltnisse kann man aus der Waschröhre nicht schnell flĂŒchten. Deshalb darf schon vorher die Gaskonzentration nicht gefĂ€hrlich hoch ansteigen. Daher muss eine technische LĂŒftung die Instandhaltenden in der Waschröhre vor erstickendem Kohlendioxid bewahren. GesundheitsgefĂ€hrdende Gase bleiben sonst im Inneren der Waschröhre.

Es können auch einfache LĂŒftungsgerĂ€te genutzt werden, weil die zugefĂŒhrte Luft aus dem Hallenraum unbedenklich ist und die abgefĂŒhrte Luft in das große Hallenvolumen zurĂŒckströmt.

Freimessen ist das Ermitteln einer möglichen Gefahrstoffkonzentration bzw. des Sauerstoffgehalts, um festzustellen, ob ein gefahrloses Arbeiten möglich ist. DafĂŒr ist ein Sachkundiger nötig, der regelmĂ€ĂŸig zu schulen ist. Sauerstoffmangel ist weniger als 20,9 % Sauerstoffgehalt der natĂŒrlichen Atemluft.

Der Unternehmer hat grundsĂ€tzlich zuverlĂ€ssige und mit den Arbeiten und GefĂ€hrdungen vertraute Mitarbeitende zu bestimmen, welche die Aufsicht vor Ort fĂŒhren und weisungsberichtigt sind. Dennoch hat er diese zu unterweisen.

Die arbeitsmedizinische Vorsorge fĂŒhrt der Betriebsarzt durch.

Rettung

Weil die Rettung grundsÀtzlich erschwert ist und ggf. Stunden dauern kann, ist eine gute Vorbereitung unerlÀsslich

  • fĂŒr Inspektionen, Wartungen und planbare Reparaturen,
  • fĂŒr unerwartete Betriebsstörungen wie eine Verstopfung durch die WĂ€sche selbst.

Eine hilflose Person ist aus der Kammer einer Waschröhre zu evakuieren, weil Erste Hilfe im Inneren der Röhre praktisch nicht möglich ist. Evakuierung ist schwierig, weil nur wenige Rettende ĂŒberhaupt Platz haben. Dazu können sie nicht aufrecht stehen. Ein Personalplan soll enthalten, wer Arbeits- und wer Rettungsaufgaben ĂŒbernehmen soll. Nicht jede rettungswillige Person ist hierzu geeignet (s. § 7 DGUV Vorschrift 1). ZusĂ€tzlich braucht es auch AufsichtsfĂŒhrende, Sicherungsposten und Sachkundige fĂŒr das Freimessen der Waschröhre.

Die Rettung aus einer Waschröhre ist gelegentlich zu ĂŒben und die Ausbildung in Erster Hilfe muss vorliegen. Zur Rettung bzw. Evakuierung aus der Waschröhre kann die Ă€ußere Verkleidung rasch abgenommen werden. Die Feuerwehr ist jedoch nicht ausgerĂŒstet, die Waschröhre zur Befreiung in kurzer Zeit aufzuschneiden.

Leider gibt es in vielen Waschröhren gar keine entsprechenden Mannlöcher oder keine fĂŒr die zugehörige Kammer. Das „Auftrennen“ dauert, weil die Arbeit nur langsam erfolgen kann.

Richard Gopp

→ info

www.bgetem.de, Webcode M18745036
Betriebsanweisung B210: „Bedienen von Waschröhren, Durchlaufwaschmaschinen, Postenwaschanlagen“ (Download gemeinsam mit anderen Betriebsanweisungen als ZIP-Datei unter BZ012);

Webcode M18865543
„Erlaubnisschein zur Behebung einer Verstopfung innerhalb der Waschröhre“ (S103), als Zip-Datei unter SZ022;

Webcode M18400663
„Unterweisungshilfe Textil und Mode“ (PU021)