Am 12. und 13.06.2018 war es wieder so weit: Das 19. Gipfeltreffen der BG ETEM für Experten der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes im Bereich der Elektrotechnik zog erneut weit mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland in den Kasseler Kongress Palais. 17 Vorträge und 22 Ausstellungsstände sorgten dafür, dass die Expertinnen und Experten auf den aktuellen Stand in Wissenschaft und Praxis gebracht wurden.
Nach der Begrüßung durch Dr. Jens Jühling, Leiter der Präventionsabteilung der BG ETEM, sowie Grußworten des alternierenden Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Kern und des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Johannes Tichi, informierten drei Referentinnen und 14 Referenten aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Behörden und von der BG ETEM über aktuelle Trends und neue Impulse in der Branche (siehe „info“). Im Folgenden stellen wir aus den fünf Vortragsblöcken jeweils einen Vortrag beispielhaft vor.
Im Block „Aktuelles“ informierte Achim Sieker vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) über den „Nationalen Asbestdialog – Ergebnisse und Folgeaktivitäten“. Dabei fasste Sieker zunächst Anlass und Ziele des Nationalen Astbestdialogs, die Prozess- und Ergebnisziele sowie den Ablauf der unterschiedlichen Dialogveranstaltungen zusammen. Alle Ergebnisse hierzu erscheinen in naher Zukunft in einer Abschlussdokumentation, die als Pflichtenheft und Themenspeicher bei der weiteren Umsetzung unterstützen soll.
Neue Entwicklungen im Bereich „Elektrische Sicherheit“
Im Block „Elektrische Sicherheit“ standen u. a. Praxiserfahrungen bei der Prüfung von Erdungs und Kurzschließeinrichtungen im Mittelpunkt. So ging Rainer Ziehmer von DEHN + Söhne GmbH & Co. KG, der seinen Vortrag mit Harald Reinhard von ARCUS Elektrotechnik Alois Schiffmann GmbH vorbereitet hatte, auf das Widerstandsmessverfahren zur Prüfung von ortveränderlichen EuK-Garnituren ein. Initiiert durch die BG ETEM wurde dieses Verfahren erstmals 2014 bei der 17. Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK vorgestellt. Ziehmer erläuterte, wie ein- und mehrpolige Erdungs- und Kurzschließvorrichtungen widerstandsmäßig durchgemessen und bewertet werden. Das Messverfahren basiert auf einer niederohmigen Messung, die sowohl statisch als auch dynamisch durchgeführt wird. So kann der Zustand der Leitung einfach beurteilt und dokumentiert werden.
Wie könnte das Arbeiten im Netzbetrieb zukünftig aussehen? Im Themenblock „Normung“ berichtete Gunnar Löhr von der Westnetz GmbH über den „Netzbetrieb 2.0: Clever aufgestellt mit Smartphone und Datenbrille“. Löhr stellte vor, wie sich aufgrund von „Digitalisierung, Big Data & Co.“ das Tätigkeitsfeld eines Schaltmonteurs im Netzbetrieb verändern wird. Mit iPhone, iPads und maßgeschneiderten Apps würden den Monteuren neue mobile Werkzeuge für die Arbeit vor Ort an die Hand gegeben, so Löhr. Schaltgespräche zwischen Monteur und Leitstelle könnten so beispielhaft digital stattfinden und somit viel Zeit sparen. Mixed Reality, das heißt eine erweiterte Realität, könne einem Monteur über eine Datenbrille umfangreiche Informationen der Situation vor Ort bieten und seine Arbeit noch effizienter und sicherer machen, erklärte der Experte.
Netzwerke dank Kontaktbörse
Bei der Abendveranstaltung auf Einladung der BG ETEM wurde der teilweise schon während des Tages begonnene Informationsaustausch, insbesondere auch mit den Referenten/innen, fortgesetzt. Dank dieser Kontaktbörse am Rande der Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK sind schon viele fachliche „Netzwerke“ entstanden.
Den Beginn des zweiten Tages markierte der Block „Forschung“. Dazu berichtete Fabian Wießner vom Forschungs- und Transferzentrum Leipzig e.V. über die „Untersuchung elektromagnetischer Beeinflussung während des Seilzugs beim Freileitungsbau“. Wießner stellte die möglicherweise auftretenden induzierten Ströme während der Montagearbeiten an Hochspannungsfreileitungen vor. Dabei ging der Leipziger Wissenschaftler insbesondere auf mögliche Gefährdungen bei Arbeiten in der Nähe von Verdrillungsmasten ein. Denn je nach Verdrillungsschema der Freileitung können an den Masten durch die elektromagnetische Beeinflussung der Leitungen erhebliche Ströme fließen. Zudem präsentierte Wießner die möglichen induzierten Ströme über die Seilzugrollen und die Wirbelverbinder sowie Schutzmaßnahmen gegen eine unzulässige Berührungsspannung an der Seilzugtechnik.
Den Schlusspunkt der diesjährigen Vortragsveranstaltung bildete der Themenblock „Elektromobilität“. Der Berater Wilfried Schulz ging dabei auf die „Sicherheitsanforderungen an Lithium-Ionen-Batterien“ ein. Im Vergleich zu anderen Batterietechnologien böten Lithium-Ionen-Batterien Vorteile wie höhere Energiedichte oder Zyklenfestigkeit, erklärte Schulz. Dem stehe jedoch eine höhere Brandgefahr bei einem Kurzschluss gegenüber. Für die Lithium-Ionen-Technik seien zudem aufwendige elektronische Schutzschaltungen gegen Überladung und Tiefentladung sowie Temperaturüberhöhung erforderlich. In seinem Vortrag stellte der Experte anschaulich verschiedene Testvorschriften und Normen vor, um die von Lithium-Ionen-Batterien ausgehenden Gefahren zu minimieren.
Einladung für 2020
Nach der Konferenz ist vor der Konferenz. Schon in Kürze starten wir mit den Vorbereitungen zur 20. Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK – selbstverständlich wieder im Kongress Palais in Kassel und erneut mit vielen aktuellen Themen aus dem Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Elektrotechnik. Und da in zwei Jahren eine Jubiläumsveranstaltung ansteht, haben wir uns dazu eine Überraschung einfallen lassen. Wir würden uns sehr freuen, Sie am 26./27. Mai 2020 wieder begrüßen zu dürfen.
Joydeep Mukherjee, Dieter Rothweiler
Die Präsentationen und die von den Referenten/innen zur Verfügung gestellten Kurzfassungen stehen unter www.bgetem.de, Webcode 17678995, zum Download bereit.